Allerletztes aus dem Hinterzimmer

In Sachen VG Wort nur der Vollständigkeit halber, weil ich uns Autoren-Spaßbremsen ja nun schon mehrfach auf verlorenem Posten verortete: Der deutsche Sonderweg in Sachen Urheberrechtsaushebelung ist beschlossene Sache und wird von der SPD in bestem Neusprechdeutsch auch noch zum grandiosen Sieg umgedeutet. (Pressemitteilung). Doof nur, dass die Texter sich einen Freud´schen Versprecher druckreif leisten (Hervorhebung von mir): „Zu guter Letzt konnten wir uns mit der Union auf eine Neuregelung der Verlegerbeteiligung einigen, die vor allem für kleine und mittelgroße Verlage wichtig ist. Im Interesse einer bisher gut funktionierenden, auch die Urheber berücksichtigenden, Praxis konnten wir eine Regelung erzielen, die den europarechtlichen Vorgaben gerecht wird.“

Wuharrharr. Lachen vom Band. Jetzt werden also im praktischen Urheberrecht auch die Urheber berücksichtigt! Na, wenn das keine gute Nachricht ist. (Doch, natürlich müsste da, wenn schon, stehen: „auch die Verlage berücksichtigt werden“, aber wer will sich damit in Zukunft noch ernsthaft beschäftigen? Don Quixote?)

Wie prophezeit: Das ist ein Sieg auf der ganzen Linie. Für Verlage und Buchhandel, gegen die Autoren, gegen das BGH-Urteil. Die kleinen und mittleren Verlage können in Zukunft garantiert wieder das den Autoren zustehende Geld behalten, übergangsweise auch entgegen geltendem Europarecht, aber ein Gutes hat das Ganze: Newsletter wie der des Chr.-Links-Verlages bleiben uns in Zukunft erspart. (Aber weil dieser so wunderbar wirklichkeitsverdreht war, genießen wir ihn noch mal kurz im entscheidenden Auszug, bevor er für immer verschwindet):

„Die zwischen 2012 und 2014 unter Vorbehalt bereits an uns überwiesenen Gelder müssen zurückgezahlt werden, und zwar binnen vier Wochen, wie man uns zur Frankfurter Buchmesse im Oktober mitteilte. Bei uns beläuft sich das auf  51.000 Euro. Damit ist nicht nur der schöne Preis dahin, sondern alles, was wir in diesem Jahr bereits verdient haben. In diesem Jahr wird es kein Weihnachtsgeld geben, im nächsten Jahr weniger  Titel und kleinere Messestände. Ein einzelner Autor hat mit Klagen über drei Instanzen das gesamte Gefüge des seit 1958 funktionierenden Ausgleichs zwischen Autoren und Verlagen zu Fall gebracht, und die Politik hat keine Möglichkeit gesehen, dem gesetzgeberisch zu begegnen, obwohl immer wieder beteuert wurde, dass man am Erhalt der bewährten Strukturen interessiert sei. Wir Verlage sind am Ende schlicht verladen worden.“

Naa, am Ende jetzt doch nicht ihr Verlage. Am Ende sind´s doch wieder wir, die notorisch weihnachtsgeldlosen Autoren, gell?

P.S.: Und dennoch, dringend, für die Abo-Leiste, der weiter unbeirrbar goldrichtige und -wichtige Info-Blog: http://www.vginfo.org, zum Einstieg hier anklicken: http://www.vginfo.org/faq.html

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Künstlerdämmerung abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert