Prima Klima weltweit

Man findet doch immer einen, auf den man mit den Worten zeigen kann: „Das soll aber erst mal der machen. Dann mach ich auch mit.“ Meist irgendwen, der mehr Geld hat. „Wenn Ackermann sich nicht mehr die Taschen vollmacht, hör ich auch auf, beim Lidl zu klauen.“ Aber nicht vorher. Erst der. Und die. Und überhaupt: auch mein Nachbar.

Das Lied ist alt und öde, aber öfter gesungen als White Christmas und Yesterday zusammen. Und ich weiß nicht, ob ich altersmild amüsiert sein soll oder schwer genervt, wenn mir engagierte wohlhabende Bundesverdienstkreuzträger von ihrem Frust über die ihre schwerreichen Bekannten erzählen, die mit den Lidl-Gaunern im Chor singen. Denn auch die Reichen kennen ja immer einen, der noch reicher ist als sie.

Abgekürzt: Machen wir doch einfach mal mit. Obwohl Ackermann mehr Geld hat als wir und die anderen auch. Machen wir trotzdem mit. Und zwar bei Dr. Karl Peter Hasenkamps seit zirka 20 Jahren bestehender Initiative „Prima Klima Weltweit.“ Voraussetzung ist a) der Wunsch, unseren Kindern eine wenigstens klimatisch halbwegs bewohnbare Welt zu hinterlassen und b) ein IQ über Zimmertemperatur. Wer beides mitbringt und obendrein für denkbar hält, dass die von uns Menschen angerichtete Erhöhung des Co2-Gehaltes in der Atmosphäre nicht sooo toll ist, verfolgt logischerweise das Ziel, seine eigenen „Emissionen“ zu reduzieren oder gar zu „nullen“. Die Feelgood-Fraktion kauft dann hochgiftige Quecksilberbirnen und duscht seltener, die ganz Bequemen blubbern was von „Fortschritt ist unterwegs“, staatlicher Intervention, Wissenschaft und Carbon Sequestering, und setzen auf  Kohlekraftwerke, die über 60 Jahre am Netz bleiben müssen, aber die in echt Smarten erinnern sich an Bio, 5te Klasse, Photosynthese: Pflanzen atmen Co2. Und binden Co2.

Wie viele Bäume man pflanzen muss, um den eigenen – privaten – Co2-Fußabdruck zu egalisieren, lässt sich vergleichsweise simpel errechnen. Zum Beispiel, eben, auf der Webseite von Prima Klima weltweit. Und binnen zirka einer Minute weiß man dann auch, wieviel die Aufforstung kostet.

Für einen Normalverbraucher und mehr oder weniger Vielflieger nebst Familie kommen da leicht 200-400 Euro im Jahr zusammen. Also so gut wie nichts. Und die überweisen wir dann nach minutenschneller Errechnung an: Prima Klima weltweit. Weil die sich dann um den Rest kümmern. Die Bäume nämlich, die neuen.

Und wer nicht mitmacht, singt bitte weiter laut das alte Lied, gern ergänzt um den häßlichen Rap: „Ja, da hab ich jetzt aber gar kein so dolles Vertrauen gehabt in diesen Hasenkamp, weiß ich doch gar nicht, was so´n DZI-Spendensiegel wert ist, und außerdem hat das doch sowieso keinen Sinn, wenn da nich alle mitmachen.“

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