Carbon-Bigfoot-Rechner

Na, wenn das keine tolle Idee ist! Der staatliche Co2-Fußabdruck-Rechner für Jedermann und Jederfrau, mitten im Netz (hier): „Erfassen Sie Ihre jährlichen Co2-Emissionen! Planen Sie die Verbesserung Ihrer CO2-Bilanz durch einfache Maßnahmen.Verfolgen Sie Ihre persönlichen Klimaziele und speichern Sie die Daten in Ihrem CO2-Konto.“

Nachdem mir unlängst Freund M. erklärte, er werde sein wg. Nachwuchs notgedrungen anzuschaffendes Auto so wählen, dass es erstens nicht zu teuer, zweitens sicher, drittens trotzdem nicht allzu lahmarschig und viertens Co2-korrekt sei, musste ich mit schlechtem Gewissn natürlich mal dringend mit Amtsrechenhilfe in mich gehen und mir bestätigen lassen, dass ich in Sachen Co2 keine Fehler mache. Das Ergebnis war allerdings nicht gut genug, denn obwohl unser Thermostat auf maximal 18 Grad steht, Kurzstrecken mit der Vespa zurückgelegt werden, das Haus prima gedämmt ist und wir höchstens alle 3 oder 4 Jahre mal ans Mittelmeer fliegen, haut uns das kleine Mittelklasseauto, mit dem Frau zur Arbeit fährt und Tochter nachmittags zum Sport, unser ganzes schöne 11,0-Tonnen-Ziel komplett kaputt. Aber: das lässt sich ändern! Durch einfache Maßnahmen!

1.) Wir ziehen in die Stadt. Zwischen ein Gymnasium und einen Sportverein.

2.) Wir suchen uns eine Arbeitsstelle in der Nähe unseres neuen städtischen Wohnortes, zum Beispiel beim Umweltbundesamt.

3.) Wir hören auf, uns morgens die Haare zu waschen.

Letzteres bringt allerdings nicht so viel, also beschränken wir uns doch auf die große Veränderung: Festanstellung beim Amt in der Stadt. Das hat nämlich nicht nur Vorteile in Sachen Krankenversicherung und Pensionsanspruch, sondern erst recht den Vorteil, dass zirka 50% unserer Strom- und Heizkosten komplett aus der Rechnung fallen, denn die werden ja nur bei Home-Office-Freiberuflern und Handelsreisenden erfasst, nicht aber bei UBA-Beamten oder Festangestellten: die amtlichen Persönlicher-Co2-Footprint-Türmchen kommen nämlich ganz ohne Angaben zum Energieverbrauch während der 10-12 Tagesstunden aus, die man anderswo verbringt als in seinen eigenen vier Wänden (oder auf Geschäftsreise).

Womit dann auch klar sein dürfte, wer die Freunde des Klimas sind – eben: die Jungs und Mädchen von der Stadtverwaltung – und wer die Feinde, die sich gefälligst ab jetzt Mühe geben: eben Leute vom Land, Freiberufler, und KinderdurchdieGegendfahrer (der Bus hier fährt nur 3x am Tag Beamte in die Stadt und wieder zurück).

Schön, dass wir mal drüber gesprochen haben. Asche über unser Haupt. Wir ändern das. Wir kommen alle zu euch ins Stadtamt und rechnen uns klimaneutral.

(Und, hey, wahrhaft heldenhafter Freund M.: Du lässt das gefälligst sein, ab morgen, im Auftrag der deutschen Industrie dauernd nach Istanbul und Baku zu fliegen und so Gewinne zu erwirtschaften, die dann via Steuer die Pensionsansprüche der UBA-Beamten sichern! Guck dir mal deinen Co2-Abdruck an! Also: Das Auto ist gestrichen, nach Peking fährt ne Bahn, und Madrid schafft man ja wohl auch mit nem gepflegten Rennrad.)

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