Zahlen, bitte! (#1)

Ommmmm. (Lasst euch nicht stören, ich will´s nur mal kurz hinschreiben, damit ich´s selbst verstehe, in Sachen „Geld“ und so:) … Wir leihen jetzt z. B. erstmal Griechenland (und danach Irland, Portugal und den USA) einen Sack Milliarden, damit – erstmal – die Griechen ihre Zinsen zahlen können. Okay. Damit wir uns nicht missverstehen: Ihre Schulden können die Griechen natürlich nicht zurückzahlen, wohl aber für eine Weile die höheren Zinsen auf diese demnächst höheren Schulden, sprich: die ganzen gepumpten Milliarden fließen allmählich wieder zu uns zurück. Und genau das ist natürlich gut. Und wichtig, denn von eben diesen Zinszahlungen bezahlen wiederum wir unsere laufenden Ausgaben. Für dies und jenes. Renten. Arbeitslose. Panzer. Und unsere eigenen Zinslasten.

Nur deshalb muss also Griechenland dringend „gerettet“ werden, denn ein Ausfall des Schuldners hätte in der Tat fatale Folgen. Wir machen uns das der Einfachheit halber über den Gartenzaun klar. Mein Nachbar (nennen wir ihn Keule) verdient 1.800 Euro netto im Monat, wollte aber gern ein Doppelhaushälften-Eigenheim, nämlich seine derzeitige Bude, also hab ich ihm die 200.000 Euro für den Kauf geliehen. Vereinbart haben wir günstige 5% Zinsen & 1% jährliche Tilgung, also 1.000 € monatlich. Da Keule intellektuell leicht gehandicappt ist und gern am Baggersee sitzt und zudem seine Frau gern Küchengeräte bestellt, die aber nicht auspackt, geschweige denn benutzt, kommen Keule, Frau und Kind mit den verbleibenden 800 Euro natürlich nicht hin und müssen schon Mitte des Jahres um Stundung und Aussetzung der Zinszahlungen bitten. Da mache ich natürlich gern mit, stocke den Kredit um 20.000 auf und beruhige die Nachbarn: Alles wird gut. Erleichterung allerorten. Die monatliche Verzinsungslast bleibt gleich, allerdings jetzt auf 220.000 Euro, macht: 1.100 € monatlich. Von denen ich wiederum die Ausbildung meiner Kinder bezahle, denn die könnte ich mir andernfalls nicht leisten, sowie mein Leasingauto. Spätestens zwei Jahre nach der ersten Aufstockung ist Keule wieder in der Klemme, und wir einigen uns erneut auf eine Kredit-Aufstockung, diesmal auf 250.000 Euro. Und gewinnen beide. Keule kann weiter in seinem Haus wohnen und am Baggersee Souvlaki essen, ich kann weiter die Ausbildung meiner Kinder bezahlen und Mini fahren. Im Wissen: falls je alle Stricke reißen und der Penner sein Budget weiter überzieht, zwinge ich ihn irgendwann zur Ausgabenkürzung (unter Rausschmissdrohung), nehme dann seiner Frau alle Küchengeräte und das Tafelsilber weg, und, wenn das nicht reicht, auch noch den Fernseher. Sollte der Loser am Ende trotzdem Privatinsolvenz anmelden, fliegt er aus dem Haus, das ja de facto meines ist – und das ich jederzeit wieder für die 1.000 Euro im Monat vermieten kann, die ich zur Bestreitung meiner Kosten dringend brauche. So oder so: Ich bin fein raus, als Geldgeber und Gläubiger.

Um es abzukürzen: Das Problem mit Keule Griechenland ist, dass ich im Fall der Privatinsolvenzanmeldung nicht an das Haus komme und es auch nicht anderweitig vermieten kann. Das Haus steht nämlich nicht nebenan, sondern weit weg, und „Keule“ könnte einfach die Mietzahlung einstellen und umsonst weiter bei mir wohnen. Weil ich nämlich nicht die Polizei rufen und ihn rauswerfen lassen kann. Aus Griechenland. So bliebe mir dann nur die schlichte Katastrophe: mein Geld wäre weg, das Haus unerreichbar, meine Zinseinnahmen würden versiegen, meine Kinder müssten die Ausbildung abbrechen und ich fortan Fahrrad fahren.

Deshalb braucht Griechenland den neuen Kredit. Oder die Umschuldung. Dringend. Verstanden. Das war leicht.

Klar ist aber bitteschön auch, und zwar auch jedem geistig Gehandicappten, dass das Problem nur auf allerhöchstem Niveau vertagt worden ist, in die nahe Zukunft. Denn Keules Kredit ist gerade wieder gestiegen, und seine monatliche Last erst recht. Von den Schulden kommt er eh nie wieder runter, also blasen wir doch die Blase noch ein bisschen dicker und warten auf den Knall.

Wie, wir haben nichts aus der explodierten US-Häuserblase gelernt? Doch, haben wir! 2008 waren´s nur die Banken, und die Objekte waren pfänd- und kassierbar. Diesmal liegen die Dinge anders, nämlich jenseits unserer Reichweite.

Es wird drum umso ohrenbetäubender lärmen, beim Einsturz, aber Janne Teller (siehe hier) irrt sich trotzdem: Die wütenden Griechen kommen nämlich mit ihren Kampfjets gar nicht bis München, denn wir verkaufen ja nur minderwertige Waffen ins Ausland und behalten die besten Bomber für uns selbst, zur Bedienung durch unsere gerade aufgestockte, hochqualifizierte … Truppe. (Wie, ich bin nicht auf dem neusten Stand?)

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