Künstlerdämmerung #31: „Schöne Sozialversicherung haben Sie da …

… wäre doch schade, wenn der was passiert …“ So, durch die Blume, rät der Börsenverein des deutschen Buchhandels intern den deutschen Verlagen, könne man Autoren doch sicher klar machen, dass sie besser nicht auf die Ihnen laut BGH-Urteil (siehe z. B. hier, hier und hier) zustehenden VG-Wort-Nachzahlungen bestehen sollten. Genauer, was die Künstlersozialversicherung betrifft: „Ohne Verlegerbeteiligung (…) droht ein Kollaps dieses wichtigen gemeinsam gewollten sozialen Sicherungssystems für Kreative.“

Das ist aber beileibe nicht das einzige laut Buchhandel „gewichtige Argument“, das den Autoren nahe gebracht werden sollte. Wie wir erstaunt und dankbar in einem heute an die Berliner Piraten geleakten“ internen Dokument lesen, rät der Handel (pdf, S. 17 ff.) seinen Verlagen bei den anstehenden Gesprächen mit Autoren auch darauf hinzuweisen, dass im Fall unserer fortgesetzten Rechtssprechungsbockigkeit unsererseits:

–       unsere Vorschüsse und Honorare massiv gekürzt werden

–       viele Bücher ab jetzt überhaupt nicht mehr verlegt werden, wir also

–       „weniger oder gar keine Publikationsangebote mehr für unsere Manuskripte erhalten“, vulgo: nicht mehr verlegt werden, sowie

–       die Verlage die Namen ihrer Lektoren einfach mit auf die Buchumschläge schreiben werden und so ohnehin selbst Urheberansprüche erwerben.

Das kann man natürlich so machen. Wer am längeren Hebel sitzt, kann ja sowieso alles machen, sogar neue Gesetze – derzeit in Arbeit, ab 2017 kann der BGH den Autoren nicht mehr helfen. Derzeit aber geht´s lediglich um die Schadens … nee, halt, um die Vorteilsbegrenzung, die den Autoren bei glatter Umsetzung des BGH-Urteil entstünde. Und natürlich ist es verständlich, dass die bislang rechtswidrig profitierenden Verwerter sich intern austauschen, wie man auf die lästigen Autoren geeignet Druck ausüben kann.

Doof nur, wenn so was rausrutscht, weil irgendwer mit einem größeren Rest Anstandsgefühl beim Börsenverein arbeitet und sich dachte, „Nee, das müssen die Autoren wissen, die schreiben doch unsere Bücher!“

Jetzt wissen wir´s eben. Nützen wird´s uns nix, aber ich die verbliebenen paar Don Quichottes, die im Halbschatten weiter protestieren, das alles empörend finden und, massiv bedroht von lebenslangen Plätzen auf der schwarzen Verlagsliste, trotzdem immer noch nach einer fairen Regelung für die Zukunft rufen, finde ich weiterhin nicht lächerlich, sondern ganz entschieden bewundernswert.

(Ich will das gar nicht denken, aber bei aller vorhandene Gesprächs- und Kompromissbereitschaft meinerseits hat doch so ein Papier wie das nun ein Gschmäckle, und zwar ein ganz irgendwie, mh, Blausäurenoten dabei … ja, toxisches.)

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