Pharma vs. Menschen: Gong zur letzten Runde

Nackte Fakten. Die von Gilead hergestellten Medikamente Sovaldi und Harvoni (Wirkstoff: Sofusbuvir)  wirken mit 90% Erfolgsrate offenbar wahre Wunder gegen Hepatitis C. Für mehrere 100 Millionen Patienten weltweit winkt also Lebensrettung.

Die Herstellungskosten für die erforderliche 12-Wochen-Kurpackung Sovaldi betragen (laut Liverpool University) 68-136 US-Dollar.

In Indien kostet die Packung (= als „Ratiopharm-Nachbau“, also nicht von Gilead) 300 Dollar, im Iran, in Kenia, Burma und Mosambique 900 Dollar.

In den USA kostet eine Packung Sovaldi 84.000 Dollar. Harvoni kostet 94.000 Dollar.

Gileads Kosten für „Lobbying“ sind im Zulassungsjahr 2013 auf 2,2 Mio explodiert, 2014 erfolgte eine weitere Budgetsteigerung auf 2,9 Mio.

Sovaldi und Harvoni waren im ersten Verkaufsjahr sofort „Blockbuster“ – mit 12,4 Milliarden Umsatz.

Wie das US-Center for Medicare and Medicaid festhält, würden sich die Kosten für die Behandlung aller US-amerikanischen Hepatitis-C-Kranken auf 227 Milliarden Dollar belaufen. Die derzeitigen Ausgaben für alle im Lauf eines Jahres in den USA verkauften Medikamente betragen 260 Millarden Dollar.

Die Patente für Sovaldi und Harvoni laufen bis 2028.

In Indien nicht, weil die Inder die Patente nicht anerkennen. Mit der mitschwingend total schrägen Begründung, man könne einen Kranken nicht zum Tode verurteilen, nur weil er nicht statt fairer 300 Dollar 84.000 Dollar zahlen will oder kann.

In Deutschland kostete die Therapiepackung bis vor kurzem 60.000 Euro. Jüngst scheint man sich aber auf einen unbezahlbaren Schnäppchenpreis geeinigt zu haben. Nicht ganz auf den fairen Inderpreis, zugegeben, aber Hep-C-Heilung kostet hierzulande  demnächst nur noch 45.000 Euro. Sprich: Erlauben wir, als freundliche Gesellschaft, uns die Heilung all unserer Hep-C-Betroffenen, ist unser Gesundheitssystem Geschichte.

Fraglos: Die Industrie gibt auf den letzten Metern wirklich alles.

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