Verwöhnte, undankbare Fernsehautoren

Wir brauchen kleinere Geldstücke. 0,5 Cent pro Zuschauereintrittskarte müssen ab jetzt reichen, jedenfalls für den Typen, der laut Louis B. Mayer (der vom Metro und vom Goldwyn) die drei wichtigsten Dinge für jeden Film mitbringt, nämlich 1) das Buch, 2) das Buch und 3) das Buch.

Natürlich interessiert das keine Sau. Weil, eben, Autoren ja nicht arbeiten müssen, sondern zuhause bleiben dürfen. Also sollen die mal aufhören zu jammern, diese verwöhnten Stubenhocker. Und so sei dies nur für die paar talentierten jungen Optimisten notiert, die glauben, es im Leitmedium No. 1 (täglich im Prokopfschnitt zirka 5 Stunden lang goutiert vom deutschen Publikum) mit gut erzählten Geschichten zu Ruhm und sogar angemessenem Einkommen bringen zu können. ZDF-Geschäftsführung und –juristen haben nach der Gebührenerhöhung im letzten Jahr die Autorenverträge großzügig dahingehend neu gestaltet, dass Wiederholungshonorare ab jetzt faktisch wegfallen. Schreiber, Produzenten und auch ZDF-Redakteure schütteln nun fassungslos die Köpfe, aber das Ganze hat schon Methode, Hand und Fuß, denn: so bleibt a) mehr Geld für die Champions-League-Übertragungsrechte (ca. 50 Millionen pro Saison, notwendige Grundversorgungsausgabe, weil kein anderer Sender sonst die CL übertragen würde …), und b) haben die privaten Sender einen schönen Anlaß, zeitnah die eigenen Autorenhonorare zu senken (denn die festgeschriebenen neuen ZDF-de-facto-Buyout-Sätze liegen fast ein Drittel unter denen der Privaten).

Wie? Doch. Und, doch, es gibt ein gewisses nasagenwirmal Unbehagen unter den verwöhnten Schreibern, deren Honorare vorher seit fast 25 Jahren nicht erhöht oder wenigstens inflationsangepasst wurden. Streiken können die Schreiber allerdings nicht, denn im Gegensatz zu Fluglotsen sind sie a) nicht gewerkschaftlich organisiert und b) ja auch jederzeit beliebig austauschbar, sollten sie ihre Auftraggeber unbotmäßig auf das widerliche Urhebergesetz hinweisen. So brauchte es also einen philantrophischen Autorenmillionär, der um der Gerechtigkeit willen in den Gerichtsring steigt und sich die nächsten 15 Jahre mit Musterprozessen die Zeit vertreibt … statt weiterzuschreiben … – na, das ist doch mal eine schöne Idee für ne total unglaubwürdige Fantasy-Serie. Jemand interessiert? Keine Courtage! Schnäppchen! Buy-out? Sowieso!

P.S.: Mitlesende und –denkende Schreiber – hierher.

Dieser Beitrag wurde unter Medien, Politik abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert