Neues vom Mob

Respekt. Big Pharma setzt weiter Maßstäbe in Sachen Moral, aber da die Branche aus unerfindlichen Gründen noch immer nicht verboten ist, ziehen wir anerkennend unsere Hüte. Diesmal für Aspen Pharmazeuticals (Firmensitz Südafrika & Dublin), denn deren knorke Businessidee geht so: Man kaufe (für 273 Millionen) von GlaxoSmithKline 5 Chemotherapie-Firmen, deren Produkt-Patente gerade ausgelaufen sind – und nutze anschließend eine winzige Gesetzeslücke, um die Preise für die Produkte geringfügig anzuheben. Um 4.000 %.

Da kann doch keiner „Nein“ sagen. Schon gar kein staatsfinanziertes Gesundheitssystem, denn das meint es doch gut mit seinen Schwerkranken und rettet die, koste es, was es wolle. Auch zum Vierzigfachen des Preises von eben gerade noch.

Zwei Wermutstropfen fallen aber doch in die Champagnerfässer der Aspen-Mafiosi, denn es ist schon doof, wenn dann emails geleakt werden und herauskommt, dass man die bockigen Spanier und Italiener glatt erpresst hatte. Also ihnen offen angedroht hatte, sie im Protestfall einfach nicht mehr zu beliefern – und notfalls die ganzen Chemo-Vorräte zu vernichten. Sprich: Alle Patienten einfach zu killen, die nun mal auf genau diese Medikamente angewiesen sind.

Schutzgelderpressung? Ja. Die kostet dann allerdings nur 5 Millionen, und diese Strafzahlung ist natürlich ein von Aspen bereits eingepreister Klacks. Auch wenn die EU-Mühlen sich danach gravitätisch in Bewegung setzen. Da wird man dann für 2022 noch mal gähnend weitere 5 Millionen aus den bis dahin bummelig 5 Milliarden Gewinn zurücklegen müssen, für den außergerichtlichen Vergleich.

Wermutstropfen 2 fällt da im Gesamtchampagnerfass erst recht nicht auf, die bittere Note versendet sich spielend. Nur für sich genommen schmeckt die Mitarbeitermail, die der Londoner Times zugespielt wurde, ein bisschen bitter: “We’ve signed new reimbursement and price agreement successfully: price increases are basically on line with European target prices (Leukeran, a bit higher!)… Let’s celebrate!”

Das muss Aspen noch von den Großen lernen: Triumphale Raubzüge hinter dem Vorhang zu feiern und stillschweigend zu genießen. Alles andere klappt ja schon vorbildlich.

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2 Antworten zu Neues vom Mob

  1. Lukas sagt:

    Was für eine Frechheit!
    Und das ist kein Einzelfall.
    Ich bin eben über diesen ZEIT-Artikel http://www.zeit.de/2016/14/pharmaindustrie-preise-medikamente-forschung-aktionaere aus dem Jahr 2016, in dem sogar über eine 5500 Prozentige Erhöhung berichtet wurde, weiter auf Deine Seite gestossen, die ich gelegentlich studiere.
    Danke für die Infos und das professionelle Zusammentragen dieser auch sehr schmutzigen Informationen! Es braucht wohl schon eine gewisse Routine und Professionalität, diese Ungerechtigkeiten zu be- und verarbeiten, ohne sie als beeinträchtigendes Gefühl mit sich tragen zu müssen.
    In dem Zusammenhang möchte ich mich nochmal herzlich bedanken für das Buch „Diagnose: unheilbar. Therapie: selbstbestimmt:“, das in unserem Regal steht, und immer wieder mal zum Auffrischen der Informationen zum Themas Ernährung herausgezogen wird. Seit der Diagnose im Frühjar 2015 mit Krankenhausaufenthalt (inkl. Cortisonbehandlung) haben psychotherapeutischer Austausch, Nahrungsumstellung (inklusive all dem Verzicht) und Zeit meine Freundin zu einer innerlich (auch äusserlich, aber mit scheinbar/lesbar oberflächlichen Aussagen sollte man aufpassen) sehr sexy Person werden lassen. Ihr geht es nicht nur gut (keinerlei Einschränkungen) – es scheint ihr besser zu gehen denn je, arbeitet entschlossen an ihrer Selbständigkeit und nutzt Gutzeiten mit Freunden stärker als ich. 3 Klopfer auf den Holztisch. Auf Medikamente verzichtet sie, nimmt nur Weihrauch, Fischölkapseln, D3 und B12 zu sich; macht Yoga und bla bla bla.
    Ich hatte damals während dem Krankenhausaufenthalt der Verwandtschaft Dein ‚MS für Anfänger‘ ausgedruckt ausgehändigt. Ihren Vater, ein sehr geordneter Ingenieur, hat vor allem Deine sehr authentische und humorvolle Schreibweise neben den Fakten, Erfahrungen, Studien und individuellen Optionen sehr überzeugt und mir, als Partner der Tochter, dadurch viel Vertrauen (unausgesprochen) zukommen lassen, was auch mich bestärkt hat nach meiner anfänglichen Hilflosigkeit, die sich, was die Menge an Informationen im Internet angeht, aus ein wenig von Allem und einer großen Menge Nichts genährt hatte. Der Vater hat meiner Freundin sogar nur die für sie anfangs notwendigen Informationen aus dem PDF nochmal komprimierend zusammengefasst. Ich gleite ab. Danke & Schönes Wochenende!

    • Sven Böttcher sagt:

      Hi Lukas,

      Danke für den Link & erst recht für´s Feedback und die tollen Nachrichten. Freut mich sehr, ich klopfe mit dir 3x auf Holz.
      Licht auf allen Wegen wünscht dir und deinen Lieben
      Sven

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