Netzangriff: Vorteil p-book

… und zwar weil die Gedruckten etwas können, was ihre elektronischen Brüder und Schwestern eben nicht können, nämlich: mich vorwurfsvoll ankucken. Und wer besonders vorwurfsvoll kuckt, sei es auch von ganz unten aus dem Stapel der Ungelesenen, der ruft sich immer wieder in Erinnerung und wird irgendwann, mit Glück, doch noch gelesen.

Wie gestern Zwischenprüfung. Von Christian Peitz (timpete, 108 Seiten, 7,90 €, August 2012) Eine kleine, völlig unbekannte und völlig charmante Novelle, die man (bzw. Herr K.) mir irgendwann ans Herz legte, die ich bestellte, erhielt und auf den Stapel legte, wo sie dann auch blieb und rasch tiefer rutschte. Bei jedem Bewegen, Durchsehen oder Ergänzen des Stapels konnte sie aber immer wieder hochkucken. Vorwurfsvoll. Und nun hab ich sie gelesen (und kann sie als leichten, aber gehaltvollen parabelmärchenhaften Snack zur Zwischendurchprüfung nur jedem ans Herz legen).

Wer hingegen im Kindle „zu liegen kommt“, hat dieses Glück nicht. Oder nur sehr selten. Zum Beispiel S. Alini, dessen reines e-book The Strange Journal of the Boy Henry (2,39 €, bei amazon) ich vor Monaten kaufte resp. lud und nach Lektüre der ersten Seiten auch unbedingt ganz lesen wollte, dann aber glatt und restlos  vergaß. Weil ja immer so viel nachkommt auf die Stapel, den e- wie den echten. So verdankt nun Alini meine erneuerte Aufmerksamkeit allein meinem Nachdenken über all dies – wegen Peitz. Ohne den und sein p-book wäre Alini als Hinterbänkler auf meinem Kindle ewig chancenlos geblieben …

Da fällt mir ein … hatte ich nicht neulich irgendwelche Platten gekauft, bei itunes? Und dann auch gleich wieder vergessen, weil sie sofort und so schick in irgendeinem Archiv gelandet waren? Wie finde ich die denn jetzt wieder, da ich ja nicht mal mehr weiß, wie sie hießen? Unter „Einkäufe“? Ja, aber … „Einkäufe“ sortiert nach Erscheinungsdatum, nicht nach Eingang oder Farben …

Bestimmt wird die Töchtergeneration das alles nicht nachvollziehen können. Diesen ganzen physischen und haptischen Quatsch. Und recht haben sie ja auch, irgendwie: in Minecraft kann man genauso Getreide anbauen, mahlen und daraus Brot backen wie ich auf dem Feld und danach in meiner Küche. Und: die Kinder sind dabei wesentlich schneller als ich.

Lassen wir den Rest unter den Tisch fallen. Es wird ja hoffentlich nichts Wichtiges dabei sein.

(Aber den schönen Werbespot für die allerneueste Tablet-Reader-Konkurrenz schauen wir uns trotzdem mal alle zusammen an, und zwar hier.)

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Medien, Romane abgelegt und mit , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort zu Netzangriff: Vorteil p-book

Schreibe einen Kommentar zu Tobias K. Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert