Bücher zum Essen

Vorspeise (= vor jeder Erkrankung zu lesen): David Perlmutter „The Grain Brain“ (dt. Dumm wie Brot: Wie Weizen schleichend Ihr Gehirn zerstört) – dabei ist der „Weizen“ allerdings vorwiegend Marktgeschrei, denn es geht hier nicht nur um Gluten. Es geht um Kohlehydrate. Und Zucker. Und darum, dass beides nicht nur dick macht, sondern auch doof. Belege in Form von Studien hat Perlmutter reichlich, Selbstbewusstsein noch viel mehr, aber wer sich am Ton des Doc nicht stört, kriegt reichlich Stoff zum Nachdenken. Perlmutters zweite Kernaussage „Hirn = Fett = Cholesterin = Cholesterin ist gut“ sollte wegen der ebenfalls zahlreichen Studienbelege Statinabonnenten zu denken geben, aber unterm Strich plädiert auch Paleo-Perlmutter nicht für 7 x wöchentlich Salami in Fettsoße, sondern für mehr (gutes) Fett, kaum Zucker, kaum Kohlehydrate. Könnte gesund sein. Erst recht für jene, bei denen das Kind schon in den Brunnen gefallen sind und die entweder Alzheimer haben oder eben MS …

David Perlmutter – The Grain Brain (dt. Dumm wie Brot: Wie Weizen schleichend Ihr Gehirn zerstört, Mosaik 2/2014, 352 S., 14.99 € dt. von Kristin Lohberg)

Beilage, in die gleiche Kerbe schlagend wie Perlmutter (= für MS-Kranke): Terry Wahls / Eve Adamson – „The Wahls Protocol„. Dr. Terry Wahls ist nach fiesem, progressivem MS-Verlauf vor einigen Jahren aus dem Rollstuhl wiederauferstanden, hat die Weisheit resp. das Richtige (Kokosöl) mit Löffeln gefressen und ist seither hauptberuflich Guru. Was sie dezidiert vorschlägt, kann sich durchaus lesen lassen und könnte grundsätzlich sogar richtig sein. Ob irgendwer (außer ihr) das Programm allerdings wirklich durchhält, weiß ich nicht. Das komplett strenge Wahls Plus Protocol nämlich besteht im Grunde nur aus 24/7 x Sport, Spinatsmoothies und Kokosöl, und da fragt man sich dann doch, ob nicht der Rollstuhl unterm Strich die lebensqualitativ bessere Wahl ist, selbst wenn man 10 Jahre vor der Zeit den Bratensoßelöffel abgeben muss. Aber zwischen diesem und jenem gibt´s ja Abstufungen, und die beschreibt Wahls durchaus treffend (wenn auch sehr, sehr streng und humorfrei).

Terry Wahls / Eve Adamson – The Wahls Protocol: How I Beat Progressive Multiple Sclerosis Using Paleo Principles and Functional Medicine (Avery Press, 422 S., 3/2014, ca. 23 €

Ein komplettes 5-Sterne-6-Gänge-Menü hingegen (= für alle) richtet Michael Moss an, und zwar unter dem Titel „Das Salz-Zucker-Fett-Komplott: Wie die Lebensmittelkonzerne uns süchtig machen„: Hochspannend, investigativ, umfangreich, präzis, erhellend – und (nicht nur am Rande) prima übersetzt und mit einem wunderbaren Anhang versehen von Elisabeth Schmalen & Katharina Uhlig. Das „Komplott“ ist dabei indes noch weit mehr, als der laute Titel verheißt, denn Moss hat seine Hausaufgaben wirklich jahrelang gemacht, mit Sternchen, vollem Fleißkärtchen und ner 1+. Und so lernen wir auf den gut 600 Seiten nicht nur, was wir warum essen sollten (und was dringend weglassen), sondern auch, wie Marktwirtschaft und Schwarm“intelligenz“ sich gemeinsam ein lebensgefährliches Süppchen zusammenrühren. Von Schuldzuweisungen sieht Moss dabei erfreulicherweise ab, ohne zu verschweigen, wo die Wurzeln für die weltweite Ausbreitung von Krankheit und Fettleibigkeit liegen. Womit wir wieder beim Meta-Thema „Wachstum“ wären, aber hier nicht nur aus luftiger Vogelperspektive vom Elfenbeinturm aus betrachtet, sondern ganz schlicht mitten aus dem Leben und den Mitteln dazu, den Lebensmitteln. Jene vom Nahrungsmittel zu unterscheiden, ist allerdings inzwischen sogar für aufmerksame Menschen schwierig. Moss hilft. In jeder Hinsicht. Macht nämlich klüger, schöner und gesünder.

Michael Moss – Das Salz-Zucker-Fett-Komplott: Wie die Lebensmittelkonzerne uns süchtig machen (Ludwig 3/2014, 624 S. 19,99) (dt. von Elisabeth Schmalen & Katharina Uhlig).

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Eine Antwort zu Bücher zum Essen

  1. Chris sagt:

    Danke Sven für die Lesetipps. Ja die Terry ist schon krass. Aber gut, wenns hilft;-) Wobei man auch sagen muss, dass sich Ihre MS-Ernährung seht stark von der mit Studien belegten, extrem von ges. Fett reduzierten Swank-Ernährung und vor allem Prof. Jelinek unterscheidet. Ich las auch, dass es wohl in den Staaten einige Fälle gibt, denen es mit der Wahls Diät schlechter geht.

    Das Buch von Moss klingt interessant. Aber da regt man sich sicher nur auf und kann es eh nicht ändern, außer entsprechend anders ernähren.
    Chris

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