MS, Milch, Marketing

Xolair – das klingt nach einer echten Win-Win-Formel für die Arm in Arm durch´s Leben schlendernden BigNahrungsmittel– und Big-Pharma-Industrien: denn mit Xolair (Wirkstoff: Omalizumab) lässt sich das Immunsystem prima unterdrücken, was ja bei fiesen Krankheiten (wie MS) generell gern empfohlen wird – statt den Patienten zu einer wesentlich vielversprechenderen Änderung des eigenen Lifestyle zu raten.

Zugegeben, bislang sind die Hersteller nur auf die schöne Idee gekommen, Xolair bei Lactoseintoleranz zum täglichen Spritzeneinsatz zu empfehlen, zum Preis von circa 15.000 Euro/Jahr (sowie, Extrapreis im Kleingedruckten, „erhöhtes Krebsrisiko“ und „Superinfektionen“), aber auch Big Pharma kennt ja die durch diverse Studien nachgewiesene Korrelation zwischen Milchkonsum und MS-Risiko, also wird die nächste schicke Marketing-Idee nicht lange auf sich warten lassen. Sofern man auf dem Weg noch eine schick aufgerüschte eigene Studie nachlegt, könnte man den Preis sogar noch mal gut begründet verdoppeln …

Über die Alternative (für Lactoseintolerante wie MS-Kranke) sprechen wir mal lieber nicht. Denn wer wollte schon so was Billiges hören wie: „Milchprodukte weglassen“?

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5 Antworten zu MS, Milch, Marketing

  1. Jutta sagt:

    Xolair ist zugelassen zur Therapie des schweren allergischen Asthma bronchiale, also eines sehr schweren Leidens, dass akut zum Tode führen kann, und wird nur eine Minderheit der Asthmapatienten betreffen. Zu einer Behandlung der Laktoseintoleranz mit diesem Antikörper habe ich nichts finden können.Tatsächlich ist bei Laktoseintoleranz der Verzicht auf Milchprodukte die Therapie der Wahl und wird auch so empfohlen, unabhängig von möglichen Wunschvorstellungen der Pharma-und Nahrungsmittelkonzerne. Überhaupt ist das Weglassen der betreffenden Nahrungsmittelbstandteile die essentielle Komponente der Therapie von Nahrungsmittelunverträglichkeiten aller Art: http://www.bfr.bund.de/cm/343/allergische_und_nichtallergische_lebensmittelunvertraeglichkeiten.pdf

    • Sven Böttcher sagt:

      Mh. Ja, ja. Ich neige bekanntlich zur gepflegten Zukunftsprojektion. Aber den im Originaleintrag verlinkten Artikel von Martha Rosenberg bitte nicht überlesen, denn dort findet sich ja die „dazu habe ich nichts finden können“-Quelle für den schönen Plan.

      • Jutta sagt:

        Vielleicht bin ich blind, aber Xolair kommt in diesem Artikel nicht vor, vielleicht doch ein anderer Link?

        Jedenfalls wär das medizinischer Wahnsinn.

        • Sven Böttcher sagt:

          Auf Seite 2 des gelinkten Artikels (unten umblättern):
          The drug Xolair, omalizumab, a member of an immune-suppressing class of drugs, reduced symptoms of milk allergies said researchers at the recent American Academy of Allergy, Asthma, and Immunology annual meeting. „I think the evidence is pretty strong that it does make a significant difference,“ said a coauthor of the research, Hugh Sampson, MD of Mount Sinai Hospital who reports eight financial links to Big Pharma Companies.
          Xolair and other recombinant DNA-derived monoclonal antibody drugs like Cimzia, Enbrel, Humira and Remicade can make as much as $10,000 to $20,000 a year per patient for Big Pharma. In patients who actually need them, like those with autoimmune diseases, they are important drugs. But since the „MoAbs“ debuted, it has been a race to the bottom for Big Pharma to find everyday conditions which could justify prescribing the expensive, injected drugs.
          (ff)

          Und, ja, das wäre medizinischer Wahnsinn. Aber in Sachen Gewinnmaximierung absolut vernünftig.

          • Jutta sagt:

            Tja, wer umblättert, weiß mehr, sorry.

            Unglaublich, aber bislang kann ich mir das nicht vorstellen. Denn Laktoseintoleranz ist gar keine Krankheit, sondern eigentlich der Normalfall für einen Erwachsenen. Und ein „Zuwenig“ an Milch ist nicht krankhaft, kein Mangelzustand. Die Europäer, die Milch als Erwachsene vertragen, sind die Nachkommen von Mutanten, wenn man so will.
            Ich kann mir nicht vorstellen, dass so etwas sich durchsetzt, aber ich habe mir schon viel nicht vorstellen können, was dann Wirklichkeit wurde.

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