Kahn (aus dem Loch) und Loch (im Kahn-Plot)

Zäh, die Posse. Der Auftakt war tolerabel gebaut für einen billigen Vorabendkrimi – mächtiger Mann mit bekannter Sexvollklatsche wird von sympathischer kleiner Hotelangestellter (schwarz, alleinerziehend, kein Mindestlohn) direkt nach einem miesen Übergriff angezeigt -, aber selbst für den dussligsten Sofahocker & Chipsfresser bereits in Minute 5 des Dutzendformats als abgekartetes Spiel verstanden (denn das weiß ja selbst der Dummboxabonnent ohne Dramaturgiestudium: War´s a) eine Vergewaltigung, muss sich das schockierte Opfer erst mal tagelang mit Freunden und Vertrauten besprechen, immerhin weiß es: gegen den mächtigen reichen Mann kommst du eh nicht an, worauf dann entweder geschwiegen wird oder Freund X den mächtigen reichen Mann zu einer Schweigegeldzahlung zu erpressen versucht, was dann im Lauf der nächsten Tage und Wochen gelingt oder böse endet etc.; war´s hingegen b) von vornherein ein Reinlegungs- und Erpressungsversuch, geht das Opfer sowieso nicht sofort zur Polizei, sondern frühestens nach Tagen, sofern die Erpressung nicht hinhaut. Zudem wäre der reiche Mann sogar für den B-Serien-Spätabend entschieden zu dusslig besetzt mit einem, der sich statt in die Hände eines Escortgirls in die eines x-beliebigen Zimmermädchens begibt, das ihn ja eh höchstens erpressen wird, also: insgesamt eine Exposition vom Allerdurchschaubarsten, mit verräterisch schreiendem Cliffhanger in Minute 5: Das Opfer geht schnurstracks (!) zur Polizei, der reiche Mann wird schnurstracks verhaftet, und französische Journalisten melden die Verhaftung des designierten Sarkozy-Nachfolgers sogar schon Minuten vor der Verhaftung.)

Die fiktionale kriminelle Billigautorenfolge hat aber einen Riesenvorteil, denn die wird an dieser Stelle bloß von fünf Minuten lästiger Werbung unterbrochen, ehe es endlich ans Eingemachte geht, also Ermittlung und Aufklärung. In der Realität hingegen kommt statt kurz Werbung tagelang Anne Will – und das ist deutlich mehr AufdieFolterspannen, als der seidenpapierdünne Plot verträgt.)

Halten wir also in der viel zu langen Laberpause fest, für Hobbydramaturgen: Der fiese Sexmackenmacker ist eindeutig überführt, und zwar des Spermaabschlagens auf fremdem Teppichboden. Die genauen Umstände sind nicht ganz klar (die Unschuldvermutung gilt allerdings bis auf Weiteres), klar ist nur, dass das Underdog-Opfer schnurstracks nach Ab- resp. Anschlag bei den Bullen war, mithin aus bislang unerfindlichen Gründen nicht mal stundenlang Sorge hatte, seinen lebenswichtigen Putzjob zu verlieren, ergo wahlweise unheimlich tollkühn ist oder sicher, nach dem Vorfall nicht mittellos dazustehen.

Und von hier an möchte ich nicht in den Schuhen der wahren Planer, Dramaturgen und Darsteller stecken. Hoffe aber, dass es keine Gewissensbisse, keine Schwachstellen und Dampfplauderer im Sarkozy-Umfeld gibt, denn das würde am Ende sowohl Kahn als auch Sarko erledigen und die rüde Tante Le Pen mit dem gefühlten Seitenscheitel und dem Schnauzer auf den französischen Regierungssessel befördern. Und da sei doch bitte der Himmel vor – oder wenigstens Thespis.

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