Mittelstand als Sitzenbleiber

Drei primäre Gründe nennt Professor Robert Reich, US-Arbeitsminister unter Bill Clinton, für das Ausbleiben der Revolution der Mittelschicht: Angst, Angst und Zynismus. Expliziter: die Angestelltenangst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes (die Konkurrenz ist groß, das Angebot nicht), die Studentenangst, gar nicht erst einen Job zu bekommen (in Südeuropa noch viel ausgeprägter zu beobachten als unter deutschen 21-unbezahlte-Praktika-Akademikern) – und den Zynismus aller, denn wir wissen ja längst: unsere Politiker sind ausnahmslos eben jene 4plus-Gestalten, die wir früher in der Pause auf dem Schulklo eingesperrt haben. Die können und werden ohnehin nichts ändern.

Die Mischung macht´s – tatsächlich. Stabil. Sitzend. Vergessen hat Reich lediglich Punkt 4, jedenfalls für uns Deutsche: Es kommt immer irgendwas Buntes mit Bohlen, Heidi oder Kommissaren aus der Dummbox, und alles gratis. Wer, bitte, wollte da noch seine Nase in die eigenen Angelegenheiten stecken? Solange noch was im Fernseh läuft, ist Apathie die Reaktion der Masse. Sobald die Kisten ausgehen, folgt aber leider die Alternative, und die heißt nicht „lasst uns mal drüber reden“.

Reich bringt auf den Punkt, was hierzulande kaum einer sagen oder hören mag: „Eine Reform ist weniger riskant als eine Revolution, aber je länger wir warten, desto wahrscheinlicher erleben wir Letztere.“ Diese Warnung ist allerdings nicht halb so spannend wie eine Kakerlake live im Bambusrock, also: sprechen wir uns nach dem Startschuß. Oder schießen einander einfach wortlos über den Haufen, weil wir die Alternative „sprechen“ gar nicht mehr kennen. (Aber seht euch vor, wenn ihr euch meine DVD-Sammlung holen wolllt. Meine Armbrust ist wesentlich größer als die von Darryl, und ich verwende auch nicht diese niedlichen kleinen Spitzen).

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